Montag, 7. Dezember 2009
na was wohl....
Zwar zu einem schlechten Preis, aber immerhin. Kein Grübeln mehr, abgehakt. Jetzt noch ein Abend, und morgen geht's heim. 04:30 holt mich das Taxi ab.
Ich freu mich heimzukommen!
Danke Euch für das regelmäßige Lesen - ab jetzt wird wieder erzählt!
Nos vemos!
Karsten
Donnerstag, 3. Dezember 2009
"Karsten, hier sind wir die Neger!"
Wir fuhren durch dunkle Seitenstraßen, hielten an, gingen an eine „Kneipe“ am Straßenrand – und sofort waren wir im Fokus unzähliger Männer, die murmelten und uns Dinge zuriefen. Aber es gab kein Bier. Puhhh…so waren wir nach 2 Minuten wieder weg und fuhren in eine „sicherere“ Gegend. Dort war es ganz nett, allerdings kamen dauernd Leute an und schüttelten uns die Hände, boten uns Dinge an und erzählten uns Geschichten. Einer fragte uns, ob wir Tschetschenen seien. Ich verstand es erst nicht, aber Matthias berichtete, dass die UN das Land Nicaragua als Diktatur eingestuft hatte. Nur 12 Länder hatten sich dagegen ausgesprochen, unter anderem auch Russland…daher wohl der Bezug der Nicas zu Tschetschenien. Naja, trotz intensiver Beobachtung (Kommentar Matthias: “Karsten, hier sind wir die Neger!“) war es ganz nett und ich ging zufrieden ins Bett.
Am nächsten Morgen ging es mit einer achten Klasse auf Klassenfahrt nach Ometepe, der weltweit größten vulkanischen Insel in einem Süßwassersee. Es gibt dort zwei Vulkane, Conception und Maderas. Der Conception ist 1610m hoch und brach 2005 zum letzten Mal aus. Ometepe liegt im Nicaraguasee, dem größten See Mittelamerikas und dem zehntgrößten Süßwassersee weltweit. Es gibt hier Sägefische und sogar die einzigen Süßwasserhaie weltweit - vermutlich weil der See vor langer Zeit bei einem Vulkanausbruch vom Pazifik abgeschnitten wurde.

Um es kurz zu machen: Am ersten Tag war ich genervt, weil meine Kollegin, die die Fahrt organisiert hatte, 5 Minuten nach dem vereinbarten Abfahrtstermin erst in der Schule ankam, weil sie ihre Nichte noch eingeladen hatte und wir somit zu wenig Platz im Bus hatten, weil ich mir mit einem Vater und seiner kleinen Tochter ein Zimmer teilen musste, weil unser Zimmer das schlechteste war, weil meine Kollegin erst meine Gründe für die Kündigung hören wollte und diese dann abwiegelte, weil ich bei der Planung der Fahrt absolut außen vor gelassen worden war und somit von nichts Ahnung hatte und weil ich vor allem keine Lust auf die Klasse hatte, da ich nur acht der Schülerinnen und Schüler im Deutschunterricht habe, die anderen kannte ich nicht. Zwar gab es keine Chantals und Jaquelines, dafür aber Naomi, Camille und America – auch nicht gerade einfach zu händeln. Aber ich merkte schnell, dass diese Fahrt deutlich entspannter werden sollte, als meine deutschen Klassenfahrten. Das heißt nicht, dass ich sie schöner fand als meine Norderney-Fahrten mit dem EKG Lemgo!
Wir ließen die Schüler unbeaufsichtigt schwimmen, sie hatten Handys, Nintendos und MP3-Player dabei, somit waren sie viel beschäftigt. Auch die in Deutschland übliche Verwunderung blieb hier aus. Dass die Kinder schon um 6:15 morgens Cola trinken und Chips essen kann mich nicht mehr schocken, schließlich wusste ich von meinen Frühaufsichten, dass sie das meist schon machen, wenn sie aus dem Schulbus steigen.
Auch nachts kümmerten wir uns nicht um die Schüler – erste Nacht 21:30, zweite 22:20 im Bett – alles unvorstellbar bei einer Klassenfahrt in Deutschland!!!

Nachdem es am ersten Tag nur noch einen kurzen Spaziergang gab, machten wir uns am nächsten Morgen mit dem Kleinbus auf Tour. Allerdings eine Stunde später als geplant, da die Frühstückszeit nach der geplanten Abfahrtszeit lag. Typisch.
Wir fuhren fast zwei Stunden mit dem Bus, um dann in den nächsten fünf Stunden eine Wanderung zu einem Wasserfall und zurück zu machen – eine wirklich anspruchsvolle Wanderung über Bäche, Felsen und Baumstämme. Mir hat es sehr gut gefallen und ich muss ausdrücklich an dieser Stelle die Schüler loben, denn alle schafften den Weg nach oben und auch auf dem Rückweg gab es außer einer Kreislaufschwäche keine größeren Schäden.

Wir legten auf dem Rückweg noch einen Zwischenstopp am „Ojo de Agua“ ein, einer Quelle inmitten eines Waldes. Mein Zimmerkollege meinte: „Ist das nicht wunderschön, Herr Bornemann?“ Kurz überlegen: Schwimmbadgröße, einbetoniert, mit Rohren durchzogen, Boden mit Folie ausgelegt…ähh…naja…ich bin da vielleicht durch meine Ungarnexkursion ein wenig verwöhnt…
Vater: „Nee, können sie ruhig sagen, das ist doch mal wieder nix hier. Das darf man nur den Nicas nicht sagen, sonst sind die beleidigt…“ Mehr dazu mal später.
Am dritten Tag war bis elf Uhr Freizeit, danach ging es für 10 Minuten (!) in ein Museum, wo Geld der letzten Jahrzehnte sowie Tongefäße der letzten Jahrhunderte ausgestellt waren. Naja, 10 Minuten reichten auch, und die Fähre erreichten wir auch nur so gerade.
Insgesamt muss ich aber sagen, dass es weniger schlimm als befürchtet war. Und so war immerhin mal auf Ometepe – wer von euch kann das schon von sich behaupten???

Das war wohl der zweitletzte Eintrag. Drückt mir die Daumen, dass ich im letzten doch noch von meinem verkauften Auto berichten kann – bisher sieht es nicht gut aus. Des Weiteren hoffe ich, ihr habt eine stimmungsvollere Adventszeit als ich. Hier gibt es kitschigen Schmuck in Unmengen, z.B. 4 Rentiere bei uns am Tor, Lichterketten entlang der Dächer und natürlich ganz viel Plastiktanne. Irgendwie total deplatziert. Warum muss das so sein, warum wird alles aus den USA übernommen? Können die nicht ihre eigenen Traditionen leben, oder zumindest welche, die in ihr Klima passen???
5 Tage noch.
Samstag, 21. November 2009
Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft...

17 Tage Nicaragua noch, aber ihr wisst ja, wie das ist. Je näher das Ziel kommt, desto langsamer scheint die Zeit zu vergehen. Wenn ich mein Auto schon verkauft hätte, würde ich am liebsten sofort fahren. Warum?
Das Auswärtige Amt hat Mitte der Woche eine Email mit einer Warnung verschickt, da sich die Sicherheitslage in Managua gerade verschärft - passt ja zu meinem Erlebnis der letzten Woche. Viele Leute werden an diesem Wochenende ihr Haus nicht verlassen, auch dafür gibt es gute Gründe: Ihr erinnert euch an die beschriebene Verfassungsänderung? Heute finden in der "Stadt" zwei Demonstrationen statt. Zum einen demonstriert die eine Gruppe gegen die unrechtmäßige Verfassungsänderung, zum anderen die Ortega-Gruppierung, die die Verfassungsänderung schon jetzt wie einen Wahlsieg feiert. Nun wären Demonstrationen an sich ja erstmal nichts schlimmes, im Gegenteil. Dass dieses sonst so träge Volk sich organisiert und für etwas eintritt muss man ja erstmal gutheißen. Allerdings wurde in den Medien die ganze Woche über Propaganda, ja eigentlich eine regelrechte Hetzkampagne der Gruppierungen gegeneinander geführt. Es wird daher mit nicht unerheblichen Gewaltausschreitungen gerechnet...
Ich glaube, dass die Welt sich noch mal ändern wird
und dann Gut über Böse siegt,
dass irgendjemand uns auf unseren Wegen lenkt
und unser Schicksal in die Hände nimmt.
Ja, ich glaube an die Ewigkeit
und dass jeder jedem mal vergibt.
Alle werden wieder voreinander gleich,
jeder kriegt, was er verdient.
Ich glaube, dass die Welt einmal in Frieden lebt
und es wahre Freundschaft gibt.
Und der Planet der Liebe wird die Erde sein
und die Sonne wird sich um uns drehn.
Am Donnerstag war es soweit! Die "Toten Hosen" in Managua, und das für 100C$, was ziemlich genau 3,50€ entspricht. Das Konzert mit zwei einheimischen Vorbands fand Open Air zwischen Einkaufszentrum und Hotel statt, 5000 Leute sollten dorthin passen. Da waren maximal 2500 würde ich schätzen, was natürlich super war, da man entspannt das Konzert genießen konnte und vor allem auch - wann man wollte - direkt an die Bühne oder wieder nach hinten gelangen konnte.
Fast zwei Stunden standen Campino & Co auf der Bühne und gaben alles. Meine Schüler waren jedenfalls total begeistert.
Noch besser wurde es, als alles vorbei war. Drei deutlich betrunkene Kollegen standen plötzlich auf der Bühne und verschwanden im Backstage-Bereich. Dort plauderten sie mit der Band, bekamen Bier und Pizza und folgten den Jungs sogar bis ins Hotel, wo sie in der Lobby warteten, bis der erste geduscht wieder nach unten kam. Nach und nach trudelten dann alle wieder ein, und dann ging es zur Party ins "Chaman" - eine pyramidenförmige Disco hier.
Dort waren wir anderen schon vorher angekommen. Ich ärgerte mich ein wenig, dass ich nicht auch in den Backstagebereich vorgedrungen war, aber ich musste mich an meine Fahrerin halten, die nicht wollte. Naja, immerhin klopfte ich dann Campino & Co auf die Schulter, sagte der Auftritt wär super gewesen, sie bedankten sich und tranken dann draußen Bier. Wir saßen maximal 5m davon entfernt und die Mädels setzten sich im Wechsel neben die Bandmitglieder und unterhielten sich. Das war sehr nett, wie ihr euch sicher vorstellen könnt.
So - endlich mal wieder Neid geerntet - oder???
Alles wird vorübergehen
Manchmal läuft es wie im Märchen,
wo's immer gut ausgeht,
wo alles eine Fügung hat
und man von Schicksal spricht.
Und weil du gerade glücklich bist,
glaubst du ans Happy End.
Impressionen vom Konzert findet ihr hier:
http://www.youtube.com/watch?v=XkLYjShA5cY
Dankbarerweise zur Verfügung gestellt von "La Prensa Nicaragua", unserer UNABHÄNGIGEN Zeitung.
Und hier auf Deutsch - so sah Campino das Ganze:
Quelle:
http://www.zeit.de/newsticker/2009/11/23/iptc-bdt-20091123-22-23073158xml
Campino: Nicht unterwegs, um die Welt zu erobern
Mexiko-Stadt (dpa) - Die deutsche Rockband Die Toten Hosen tourt seit fünf Wochen durch Lateinamerika. Konzerte in Argentinien, Venezuela, Kolumbien, Panama, Costa Rica, Nicaragua und in Mexiko standen auf dem Terminplan. Sänger Campino (47) zieht in einem dpa- Interview Bilanz.
Was hat Sie angetrieben, diese Gewalttour durch so viele Länder Lateinamerikas zu machen?
Campino: «Es ist immer Bestandteil unserer Philosophie gewesen, dass wir uns als Kollektiv der Begegnung verstehen und dass wir einmal in jedem Land der Welt gewesen sein wollen. ... Man sollte das nicht missverstehen: Wir sind nicht unterwegs, um die Welt zu erobern. Dazu muss man jung und naiv sein und Anfang 20. Was wir hier machen, dass ist die pure Lust aufs Abenteuer und Sachen außerhalb der Routine zu erleben. Wir wollen unter Bedingungen spielen, die bei uns zu Hause nicht mehr infrage kommen. Aber wir wollen auch Land und Leute kennenlernen.»
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Dazu hatten Sie ausreichend Gelegenheit?
Campino: «Ich sehe diese Reise als Gesamteindruck. Wir haben jeden Tag unter komplett anderen Bedingungen gespielt. Manchmal war es total chaotisch. Manchmal war es genial organisiert. In Nicaragua war es fantastisch. In Bogotá (Kolumbien) war es fantastisch. In Mexiko ist es wohl wieder chaotisch. Aber das mindert den Spaß nicht. Wer nach Lateinamerika kommt, der muss die Umstände kennen. ... Für uns ist Argentinien immer noch etwas Besonderes. Es ist vielleicht das Land mit den härtesten Fans überhaupt. Da spielen wir vor 25 000 Leuten. Das ist eine andere Nummer.»
Ist es denn möglich, so viele unterschiedliche Länder zu begreifen, wenn man immer nur kurz da ist und dazu vor allem auf der Bühne steht?
Campino: «Komischerweise reichen ein bis zwei Tage, um zu spüren, ob die Leute Angst im Nacken haben, oder ob sie entspannt sind. Das reicht, um zu sagen: Ich muss wiederkommen. In Nicaragua war ganz klar das Gefühl, wir müssen wieder hierher. Und in Kolumbien auch. Da ist es von den Manschen her unglaublich entspannt. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass man in den Zeitungen immer nur von politischen Schwierigkeiten hört und über Bürgerkriege liest. Und dann kommt man dahin und erlebt dieses Land völlig anders. Völlig ruhig. In Caracas (Venezuela) dagegen spürst Du Angst bei den Leuten. Sie sagen im letzten Satz immer: Du musst vorsichtig sein.»
Interview: Franz Smets, dpa
Sonntag, 15. November 2009
Wie 5 Sekunden ein Leben verändern könn(t)en...
Eigentlich ist nichts passiert, keine konkreten Jobaussichten in Deutschland, Auto noch nicht verkauft, noch immer keine Meldung vom BVA bei mir. Seltsam.
Letzten Sonntag hat Matthias mich mal zu seiner HASH-Gruppe mitgenommen. Keine Bange, unsere Schule ist drogenfrei - glauben zumindest die Schüler.
HASH ist aber etwas anderes. Mittlerweile gibt es weltweit HASH-Gruppen, die sich zum Laufen treffen. Zurückzuführen ist die Idee auf gelangweilte britische Offiziere, die 1931 in Myanmar stationiert waren (so meine Rechercheergebnisse). Der Ablauf ist hier folgender: Man trifft sich, läuft eine vorher markierte Strecke ab, hinterher ggf. Pool und dann gibt es ein Essen und Getränke. Mir hat es Spaß gemacht und man läuft in Gegenden, in die man sich vermutlich alleine nicht trauen würde. Außerdem ist das Laufen wie eine Schnitzeljagd organisiert, denn die Markierungen der Strecke sind nicht immer ganz eindeutig und es gibt auch falsche Fährten. Leider ist der nächste HASH erst nächste Woche. Nachdem wir dies mal bei einem amerikanischen Pärchen waren, geht es nächstes Mal zu einem Deutschen. Die Ecke soll nicht ganz ungefährlich sein, deshalb müssen wir Einbruch der Dunkelheit fertig sein.
Übertrieben, denkt ihr?
FALSCH!
Wir hatten ein unschönes Erlebnis am letzten Montag, als wir eigentlich zu einem Klassikkonzert im Nationaltheater wollten. Wir standen an einer Ampel im Stau, als plötzlich aus dem Schatten der Bäume ein Mann auf mich zukam. Intuitiv drehte ich mein Fenster hoch, weil mich Bettler und Verkäufer immer nerven und bei meiner Haarfarbe ja auch nicht lockerlassen. Keine 5 Sekunden zu früh war das Fenster oben. Der Mann drehte kurz ab, sprang ans Auto vor uns, zog eine Knarre und hielt sie dem Fahrer an den Kopf. Ihr glaubt nicht, wie panisch ich versucht hab, irgendeinen Gang einzulegen, hat aber nicht geklappt. Aber ich stand ja ohnehin inmitten anderer Autos und hätte gar nicht wegfahren können. Zum Glück hatte der Fahrer vor uns etwas und der Räuber zog ab. Blitzschnell ging alles. Wir fuhren nicht zum Konzert, sondern nach Hause. So richtig realisert, welches Glück wir da hatten, habe ich erst mitten in der Nacht. 23 Tage noch!
Dienstag, 3. November 2009
Tote Hose
Die alltägliche Arbeit mach ich mittlerweile in Windeseile, denn die Schülerinnen und Schüler können ja fast nur Frontalunterricht und am besten finden sie Buchstunden, in denen am Ende der Lehrer was an die Tafel schreibt, das sie abschreiben können. Aber Vorsicht! Bloß keine Aufgaben á la "und begründe deine Meinung!" "Herr Bornemann, ich kann das nicht, wo steht denn das, ich find das nicht im Buch...eigene Meinung?"
Kein Kommentar.
Mein persönlicher Aufreger der Woche:
Im Genetikunterricht der zehnten Klasse sage ich irendwas über die Wichtigkeit der Neukombination der Gene, dass deshalb man ja auch nicht seine Schwester heiraten darf. Ich denke, ihr ahnt es schon: Die haben toternst behauptet in der politischen Verfassung des Landes stünde, Geschwister dürften heiraten und man dürfe auch seine Eltern heiraten. Ok, das auf unser Schule mindestens ein Kind ist, dessen Vater auch sein Opa ist, das wusste ich. Dass das aber erlaubt sein soll...??
Kein Kommentar.
Am Wochenende hat unser Schulleiter schon mal seinen Abschied gefeiert, eingeladen war das gesamte Schulpersonal, naja, nicht alle, aber alle in gehobenen Positionen, also Pädagogen und Verwaltung. Das Fest war typisch nicaraguanisch, d.h. schrecklich laute Musik und das ganze im klimatisierten Raum. Es gab die auch in Deutschland üblichen Aufführungen der Gäste - wir sangen ein selbstgedichtetes Lied, dazu gab es viele Tänze - sehr interessant alles!
Um sieben startete das Event, um 20:30 wurde ein riesiger Vorspeisenteller auf jeden Tisch gestellt, wo alles drauf lag, was frittierbar ist. Danach folgten besagte Aufführungen und es wurde z.T. wild getanzt. Erst gegen 22:30 gab es dann das Essen, denn in Nicaragua ist das Essen der Abschluss eines Festes. Herr Rammler musste für das Essen jedem Gast eine Essensmarke geben, dafür bekam man dann einen Teller mit dem Gericht und natürlich eine Coca-Cola dazu, aber erst nachdem der Teller fotografiert wurde. Am Folgetag musste sich dann jemand 200 mal das gleiche Bild anschauen, um eventuellen Schlampereien bei der Zusammenstellung auf die Schliche zu kommen. Mir hat das Essen sehr gut geschmeckt, es gab Salat mit Reis, einem Geflügelspieß und einer Rindsroulade. Salat ist immer so eine Sache, denn die Salatblätter werden hier immer als ganzes auf den Teller gelegt, das macht das Verspeisen etwas schwierig. Manche wollten dieses Problem wohl nicht öffentlich lösen, sie ließen sich ihr Menü einfach einpacken - natürlich in eine Styroporpackung. Herrlich! Dann ging Herr Rammler nochmal rum und verteilte Essensmarken, diesmal für den Nachtisch. Den holte man sich dann an der Bar ab - es war ein total überzuckertes und fettiges Etwas in einer Plastikpackung.
Auch hier - kein Kommentar!
Vertrösten muss ich euch bzgl. meiner Chemie-Recherchen. Da bin ich noch nicht so weit, dass ich die vermutlich brisanten Ergebnisse veröffentlichen könnte. Also geduldet euch, sofern ihr nich in dieser Woche schon eine Email von mir bekommen habt.
Ein Bild gibt es natürlich heute auch: Es ist von der Kermess, dem jährlichen Schulfest, an dem einige Besucher schon früh morgens erstaunlich viel Alkohol konsumiert hatten und es abends dann noch zu "anzüglichen" Vorkommnissen in der Disko kam. Nachmittags war ein Volleyballturnier, bei dem ich mit ein paar Kollegen unsere 11. Klasse unterstützt habe - ohne Erfolg.
Am Ende möchte ich einen kleinen Bezug zum heutigen Titel herstellen. Checkt mal den folgenden Link und genießt dieses Beispiel von den hiesigen Organisationskünsten:
http://www.dietotenhosen.de/neuigkeiten-news-live2009.php
Das darf doch wohl echt nicht wahr sein, oder? Es ist nicht so, dass das nun ein spontanes Konzert wird. Allein ich weiß das nun seit Ende August! Da kann es doch nicht so schwer sein, endlich mal eine Location zu finden. Ich befürchte, dass das Konzert kurzfristig abgesagt werden muss, weil es niemand schafft, sich festzulegen, wo es stattfinden soll.
So - das war es für heute. 5 Wochen noch, dann ist Schluss hier.
Alles Gute aus Nicaragua!
Karsten
PS: Tote Hose auch was meine Zukunft angeht - nix geklärt bisher.
Dienstag, 27. Oktober 2009
100 Tage Nicaragua
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Hallihallo und herzlich willkommen!
Es gibt nichts Erwähnenswertes zu berichten. Am Samstag waren wir an der Laguna de Apollo, gute 60min von hier. Die sollte nach Aussagen von Kollegen einfach nur wunderbar sein. Vermutlich lag's daran, dass ich immer noch nicht kiffe und mein Alkoholkonsum eher abgenommen hat - ich jedenfalls war von der Lagune wenig begeistert. Der Tag war nett, die Luft war sauber und es war ruhig, aber die Lagune selber hatte deutlich weniger Charme als jeder deutsche Baggersee oder auch das Steinhuder Meer. Das Wasser war pisswarm, von Algen stark getrübt und mit Müll jeglicher Art durchsetzt. Einfach nur wunderbar...vielleicht relativ betrachtet ja doch?
Aber ich will nicht alles schlecht machen, ich habe ja auch einige tolle Sachen in meinen ersten 100 Tagen erlebt: Vulkan ganz nah, Fledermaushöhle, Schildkröteninvasion, Skorpion und Vogelspinne getötet (Notwehr), noch immer weder Malaria noch Dengue-Fieber (ist grad in der Schule ganz verbreitet) und auch keine Schweinegrippe, mehr Bohnen und Reis als in meinem bisherigen Leben, fast jeden Tag mindestens 1xPool, seit 4 Wochen mehrmals pro Woche Tennis, günstiges Essen in der Schule, täglich kostenloses "Osterfeuer" am Straßenrand, die theoretische Möglichkeit Chemikalien einzusetzen, die in Deutschland verboten sind, kontinuierliche Exposition chemischer Dämpfe mit (noch) unbekannter Wirkung, natürliche und kostenlose Sauna in meinem Haus, 100 Tage fast ohne selber zu waschen, Karibikerfahrung, Pazifikstrände, 13 Wochen Karneval im Klassenraum, wenige Momente auf einem Surfboard (liegend bis hockend), viele interessante Tiere und noch vieles mehr!
Heute abend werd ich mich mit einem Dosenbier auf den Balkon setzen und ein wenig resümieren - schade, dass es schon um 17:30 dunkel wird. Aber mittlerweile müssten wir damit länger Licht haben als ihr, oder?
Bis zum nächsten Mal - dann vielleicht mit Berichten über die Verabschiedung unseres Schulleiters und über meinen Kampf gegen die Chemikaliensammlung, der ich tagtäglich ausgesetzt bin. Vielleicht gibt es auch was Außerschulisches!
Karsten
Sonntag, 18. Oktober 2009
Endlich mal wieder - ab in den Zoo!

Ich heiße Sie herzlich willkommen im Zoo Managua!

Mit 15C$ (Cordobas), also ungefähr 50 Cent, war der Eintrittspreis recht erträglich, ich hatte mit mehr gerechnet, da ich mir nicht vorstellen kann, dass es in diesem Land staatliche Unterstützung für den Zoo gibt. Spenden konnte man auch nirgendwo. Die Tiere waren aber alle wohlgenährt und sahen auch eigentlich ganz gut aus. Traurig nur, dass es von vielen Tieren nur eins gibt, wie z.B. Pavian, Tiger oder dieser Schimpanse. Trotzdem muss ich sagen, dass ich es mir schlimmer vorgestellt hatte. Manche Gehege waren wirklich annähernd natürlich und ansatzweise bedarfsgerecht gestaltet. Ein paar Eindrücke möchte ich euch hier geben:

Dieser Leopard war die einzige Raubkatze, die überhaupt irgendein Verhalten zeigte. Baumstammkratzen und Urinieren - wollte wohl seine Partnerin beeindrucken. Das Gehege immerhin nach oben erweitert - trotzdem nix wirklich Dolles!

Löwen gab es vier, ein Paar und zwei Löwinnen. Beide Käfige waren ca. 5x5m groß, ein Baumstamm lag drin und eine Kuhle war in den Betonboden eingelassen. Gitterstäbe so weit auseinander, dass ich problemlos meine Hand mit Kamera durchstecken konnte. Daumen runter!

Auf der Tapiranlage lebten drei Tiere, inmitten von Bäumen, Sträuchern und Wasserstellen. Daumen hoch!

Ich glaub, das sollen Pumas sein. Das Gehege - Psychatriegeeignet, da absolut Impulsfrei. Daumen ab!

Hier war ich mir jetzt nicht sicher, ob Krokodile und Schildkröten wirklich friedlich miteinander im Becken leben, oder ob bewusst so viele Schildkröten im Wasser sind, damit nicht auffällt, wenn mal welche im Krokodilmaul verschwinden.

Seltsam - ein kleines Stück Hannover. Viel Bambus, damit der Besucher immer vom Grün umgeben ist, auch im Winter...

Wieso kann der Zoo Mülltrennung praktizieren, die Deutsche Schule aber nicht? Das macht mich ärgerlich!

In diesen "Volieren" wurden diverse Vögel gehalten - Papageien, Geier, Eulen.

Anders als in Hannover, aber auch süß! Einer von drei Nicaragua-Nasenbären.

Sicherheit? - Klaro, schließlich liegt doch die Dachpappe auf dem Terrarium mit der Schlange! Sicher nicht die einzige Möglichkeit, hier zu sterben.
Nach einer knappen Stunde war unser Zoobesuch auch wieder vorbei. Man schaut halt nicht so lang, wenn die Tiere nur rumliegen. Fazit: Besser als erwartet, trotzdem traurig. Bleibt die Frage nach dem pädagogischen Wert - besser als nichts? Kinder haben in dieser Stadt nicht besonders viele andere Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung, bevor sie das Paintball-Alter erreichen. Berücksichtigt man dann noch, wie deutsche Zoos vor wenigen Jahren noch aussahen, dann sollte man dem Zoo Managua seine Daseinsberechtigung auch nicht absprechen. Wie gesagt - schade, dass man nirgendwo spenden konnte.
Samstag, 17. Oktober 2009
Mein Haus, mein Auto, mein ...
Mein Haus…
Am Tag vor den Herbstferien bin ich aus meinem Appartement in ein so genanntes „Town House“ hier im Condomino gewechselt. Für nur 100US$ mehr hab ich jetzt zwei Ebenen, insgesamt drei Schlafräume mit Bad, einen kleinen Computertisch, eine größere Küchenzeile, zwei winzige Innenhöfe und einen eigenen Balkon. Dazu sind nun einige Fenster von der Lage her so, dass ich sie ohne Bedenken tagsüber auflassen kann. Kein Regen kommt rein, kein Mensch kommt rein. Nachts kann ich mit offenem Fenster schlafen, weil keine Klimaanlage der Nachbarn brummt. Wirklich ausgezeichnet, das spart viel Schweiß! Insgesamt ist das Wohnen schon sehr viel erträglicher geworden. Zugegebenermaßen: Die Haushälfte ist deutlich maroder als das Appartement es war – es riecht auch ziemlich muffig, Feuchtigkeit eben. Auch musste ich alle Türen unten mit Pappe abdichten, damit nicht jedes Tier den Weg ins Haus findet.
Mein Auto…
Vor schon fast vier Wochen habe ich mein Auto gekauft, einen Daihatsu „Rocky“, Allrad, Diesel, Baujahr 1998, 156.600km gelaufen. Vorbesitzer waren eine Schweizerin und eine Deutsche, die das Auto sehr pflegsam behandelt haben und regelmäßig Inspektionen durchführen ließen. Ölwechsel alle 5.000km. Daher ist das Auto wirklich in einem guten Zustand und ich bin sehr zufrieden damit, auch wenn mir ein Fahrrad lieber gewesen wäre.
Mein Leben…
Nun können aber Haus, Auto, Swimming-Pool und Tennisplatz nicht über die vielen Entbehrungen eines Lebens in diesem Land hinwegtrösten. Auch können sie die hier auftretenden Belastungen nicht kompensieren. Nicht annähernd. Zumindest nicht für mich. Aus diesem Grund habe ich gekündigt und werde nach Ablauf dieses Schuljahres nicht mehr nach Managua zurückkehren. Im Dezember können wir also meine Rückkehr feiern. „Lucky Loser“ – für mich hat dieser Ausdruck nun eine ganz besondere Bedeutung. Was denkt ihr, lucky oder loser? Stimmt ab, auf der rechten Seite!
Sonntag, 11. Oktober 2009
Vor einer Woche...
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...hatte ich den Kopf voller anderer Dinge, daher war mein Costa Rica-Bericht etwas kurz ausgefallen. Die Woche war erlebnismäßig unspektakulär, abgesehen davon, dass einer unser Schüler einen Ziegelstein an den Kopf bekommen hatte. Sein Vater hatte in der Dunkelheit an einer roten Ampel auf dem Weg in die Stadt gehalten. Macht man ja auch nicht, das wurde mir ja sogar gesagt, dass dann Steine fliegen und man ausgeraubt wird. Ich hoffe nur, mir passiert das nie!!
Heute liegt ein interessanter Sonntag hinter mir: Ab halb sieben hab ich etwas für die Schule gemacht, bis ich um halb neun von meiner Kollegin gebeten wurde, sie ins Krankenhaus zu fahren. Ein Riesenabenteuer aufgrund der spärlichen Beschilderung bzw. der Flut überflüssiger Reklametafeln. So brauchten wir 90 minuten, bis wir da waren, insgesamt waren wir fast 4 Stunden unterwegs. Immerhin, eine gute Tat vollbracht bzw. etwas Sinnvolles geschafft.
Anschließend gab es Telefongespräche mit Deutschland und Merle in Schweden, dann eine kurze Abkühlung im Pool und nun sitz ich hier. Sollte mein Kollege, der auch hier in der Anlage wohnt, gleich fit sein, werden wir noch eine Stunde Tennis spielen, und dann geht es wieder an den Schreibtisch. Gute Gelegenheit also, kurz die versäumten Tatsachen zu Costa Rica nachzureichen bzw. ein paar Bilder zu ergänzen:
Ein Risenheckmeck mit Papierkrieg, Schlange stehen, Pseudo-Gepäckkontrollen und penibler Buskontrolle erwartete uns jeweils bei der Grenzpassage. Wie gesagt, das kann man nicht beschreiben, seid einfach dankbar, dass ihr EU-Bürger seid!!!
Ab und zu müssen die Grenzer dennoch Erfolg haben, denn es standen viele konfiszierte Autos und LKW an der Grenze, die Drogenhändlern abgenommen wurden. Mehrfach sind hier Personen aufgeflogen, die mehrere Millionen US$ dabei hatten, wofür ist klar. Der Spitzenreiter hatte 9 Mio Dollar dabei, um in Panama einzukaufen. Von der anderen Seite wurden Fahrzeuge sichergestellt, die mehrere hundert Kilogramm Kokain geschmuggelt hatten. Ja, hier geht es echt ab.
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Unser einziger Ausflug führte uns zu einer Aufzuchtstation, wo verletzte Dschungeltierkinder aufgezogen werden. Ganz nett anzuschauen, aber das Konzept schien mir unter zoologischen Gesichtspunkten nicht ganz schlüssig zu sein.
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Auf der Fahrt nach Puerto Viejo lernte ich, wo die Bananen herkommen, die in Deutschland konsumiert werden. Bestimmt eine Stunde lang lagen links und rechts der Straße nur Bananenplantagen, Verladestationen der Marke "Dole" und riesige Logistikzentren auf denen zigtausende Container (u.a. mit "Hamburg Süd" gekennzeichnet) auf die Beladung warteten. Wenn ihr also die nächste Dole-Banane esst, denkt daran, wie viele Hektar Regenwald dafür sterben mussten!
Einen dieser riesigen Bäume des Dschungels mit wunderbaren Brettwurzeln haben wir mal fotografiert. Leider kommt seine Größe nicht ganz raus, weil er auf einem Privatgrundstück steht und wir uns daher nicht daneben stellen konnten.
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Das war es für diese Woche - kurz, langweilig, aber dafür nach nur sieben Tagen!
Und in der nächsten Woche wird es dafür um so spannendere Dinge zu berichten geben, das verspreche ich euch schon jetzt!
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Samstag, 3. Oktober 2009
Ferienfieber
Wo spielt Jurassic Parc? Isla Sorba - richtig! Liegt in? Genau - Costa Rica. Daher gab es auch nach dem einfach so unglaublichen Grenztheater (Dauer fast 2 Stunden - daher KEINE Beschreibung) auf der Hinfahrt den zweiten Teil im Bus zu sehen. Als wir am Tag drauf von San José nach Puerto Viejo weiterfuhren, schloss sich der Dschungel so um die Straßen, dass man dachte, gleich stehen sie vor dir - die Dinosaurier! Mannsgroße Blätter, senkrechte Felshänge neben der Fahrbahn, daran Autogroße Farne - absoluter Wahnsinn! Doch erst am nächsten Tag sah ich ihn, meinen ersten "Dinosaurier". Nur eine Sekunde, aber trotzdem - beeindruckend!!! Was genau es für eine Echse es war, ich weiß es nicht, wohl aber, dass sie so aussah, wie diese fiesen, ganz kleinen Saurier in den Filmen. So lief sie, 30cm hoch, auf zwei Beinen, mit angelegten Vorderpfoten, aufrecht vor uns über die Straße. Grün war sie, mit einem ungezackten Kamm auf dem Kopf. Unglaublich. Costa Rica.
Die Karibik selbst hat mich nicht sehr beeindruckt. Ehrlich gesagt, dieses karibische Aussteigerleben, immer tranquillo (=ruhig), ging mir ziemlich auf die Nerven. Aber die Umgebung regte doch sehr zum Nachdenken an. Und hauptsächlich drehten sich meine Gedanken um eine Weisheit, die mir Diane Franzgrote einmal auf einer Postkarte geschickt hat; darauf heißt es:
Drei Dinge wünsch ich dir: Die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die sich nicht ändern lassen, den Mut, die Dinge zu ändern, die du ändern kannst und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!
Mehr beim nächsten Mal...
Samstag, 26. September 2009
Fort-Bildung!
Gleich beginnen die Ferien und übermorgen zieht es mich schon wieder nach Costa Rica, wir werden nämlich zu viert die Ferien in Costa Rica verbringen, irgendwo am Karibikstrand. Ich werde also eine Woche nicht erreichbar sein, macht euch keine Sorgen. Ich erwarte dann nächste Woche Unmengen von Neid-Mails und Neid-Anrufen auf meiner Skype-Sprachbox, die bisher seltsamerweise recht selten genutzt wird!
Hasta luego!
Abenteuer Wildnis - Chacocente
Ich versuche mich einfach kurz zu fassen und stelle stattdessen ein paar Fotos und zwei Videos ein, denn die Erlebnisse vom 12. bis 15. September sind eigentlich unbeschreiblich.
Nach eine gefühlten Camel-Trophy-Anfahrt durch Flüsse, Täler, tiefsten Dschungel und absolute Wildnis kamen wir auf Umwegen nach etwa 4 Stunden Fahrt am Strand von Chacocente an. Wir wohnten auf dem ehemaligen Gelände von MARENA, der staatlichen Naturschutzorganisation. Der Pazifikstrand liegt nur 200m von der Finca entfernt, die das einzige Gebäude innerhalb von 3km ist. Unser Ziel war, eine Massenankunft der Paslamas (Olive Bastardschildkröte) mitzuerleben.
Dreimal im Jahr kommen sie bei abnehmendem Mond an diesen Strand, um ihre Eier (bis zu 100 Stück) im Sand zu verbuddeln, die dann durch die Wärme des Sandes in knapp 50 Tagen ausgebrütet werden.
Natürlich waren die 4 Tage Pazifikurlaub (Wassertemperatur mindestens 25°C, ich habe meine ersten Surfversuche gemacht) auch so sehr entspannt und erholsam, aber das absolute Highlight dieses langen Wochenendes, ach meiner gesamten Zeit in Nicaragua, vielleicht sogar meines Lebens , war die Nacht von Montag auf Dienstag!!!
Nachdem wir in den vorigen Nächten schon vereinzelt nachts Schildkröten beobachtet hatten, trauten wir unseren Augen kaum. Wie riesige Perlenketten schoben sich die mächtigen Tiere (70cm, 40kg) aus dem Wasser, schnaufend und ächzend. Das war absolut beeindruckend! Wir waren sprachlos und genossen stundenlang, wie immer neue Schildkröten den Strand hochkrochen, mit ihren Flossen ein Loch buddelten, ihre Eier hineinlegten, mit den Flossen wieder Sand darauf schoben und dann durch abwechselndes Anheben und Fallenlassen ihres Panzers das Loch wieder sorgfältig verschlossen. Dies führte auch dazu, dass man den Strand ständig beben spürte.
Bis zur Rückkehr eines Tieres ins Wasser verging ungefähr eine Stunde und für die Tiere ist das echt anstrengend, was man ihnen erstens ansah und dann immer wieder durch ein Ächzen, Stöhnen oder Krächzen hören konnte. Es waren wirklich Massen, 1600 – wie wir später erfuhren, die in dieser Nacht ankamen. Man musste schon aufpassen, dass man nicht über eine stolperte. Unvorstellbar, dass es schon Nächte mit 10.000 angelandeten Schildkröten gegeben haben soll!!
Leider gab es nur 2 Naturschützer und 2 Soldaten, die den Strandabschnitt bewachten, aber unzählige Eierdiebe, die in den Büschen lauerten. Daher wurden wir kurzerhand zu Schildkrötenschützern umfunktioniert und hatten somit die Legitimation, mit unseren Taschenlampen zu leuchten, natürlich nur so, dass wir die ankommenden Tiere nicht verwirrten. Irgendwann um zwei sank ich glücklich in mein Bett, bzw. meinen Schlafsack im Zelt.
Nicht lange, denn um 5 Uhr in der früh weckte mich das Geschrei eines Brüllaffen, den ich nur allzu gern fotografiert hätte. Leider erwischte ich nur zwei Schildkröteneierdiebe, die sich aber mit ihrer Beute davonmachten. Der Frust blieb nur kurz, denn als ich mich am Waldrand umdrehte, sah ich in der Dämmerung, dass noch immer viele Schildkröten am Strand waren. Also rannten wir sofort dorthin und konnten bei aufgehender Sonne doch noch richtige Fotos und Videos von diesem beeindruckenden Erlebnis machen.
Es war so faszinierend und rührend, diese wunderbaren Tiere aus nächster Nähe beobachten zu können, dass mir erstens absolut die Sprache wegblieb und ich wirklich fast vor Freude geweint hätte. Ab jetzt ist mein Zweitname Heinz!
Dienstag, 8. September 2009
Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei...



Wie schon gesagt, komme ich mit meinen Schülern ganz gut zurecht, aber es gibt ja auch noch die Schüler, die ich nicht im Unterricht habe. Und da fällt es mir mit meinen immer noch bescheidenen Spanischkenntnissen doch leider bei der Pausenaufsicht recht schwer, den ganz kleinen zu erklärn, was sie alles bitte nicht anstellen sollen.

Freut euch auf's nächste Mal, wenn ich u.a. meinen ersten Vulkan entdecke und von meiner Begegnung mit einem Schwarm Fledermäusen berichte!
Mittwoch, 26. August 2009
So lebt's sich in der dritten Welt
Wie ihr seht nehmen die Abständer der Berichte aufgrund von Zeitmangel jetzt schon zu, komisch - obwohl ich doch als Lehrer vormittags Recht und nachmittags frei habe. Aber zum Schulalltag später mal mehr. Heute möchte ich euch das "Leben" hier schildern.
Ich selber war mit einigen Vorurteilen hergekommen: Ich dachte, alles sei billig, ich werde nur von Mücken gestochen, es ist ekelig heiß oder regnet den ganzen Tag, überall lauern Spinnen und Schlangen, alle mittelamerikanische Frauen sehen toll aus und und und...
Denkste! Eigentlich stimmt nichts davon, außer vielleicht das mit den Schlangen und Spinnen, nur dass die zum Glück nicht bewusst menschliche Nähe suchen. Und da ich keinen eigenen Garten suche, bin ich bisher fast verschont geblieben. Eine erschlagene Schlange sollte ich in Alkohol einlegen, um sie zu konservieren, eine pubertierende Vogelspinne kam kurz aus der Decke des Klassenraumes. Ansonsten - toi, toi, toi - hab ich es hier echt gut. Ich wohne in einem Condomino, was weder etwas mit Kondomen noch mit Dominospielen zu tun hat, sondern nichts anderes als eine im anglizistischen Sprachraum als "gated comunity" bezeichnete bewachte und von Mauern und Stacheldraht umgebene Wohnsiedlung ist.

Momentan zahle ich für ein Appartment mit Wohn-Ess-Bereich, 2 Zimmern und Bad 500US$, was deutlich zu viel ist. Begründung: möbliert, nur 6-Monatsvertrag.
Das ganze könnt ihr euch genauer anschauen:
http://www.freewebs.com/condominioallyson/

Wie ihr seht ist es nett gestaltet, mit Pool, Tennisplatz, Racketcourt (naja) und Basketballkörben. Außerdem hab ich hier die Möglichkeit, die 400m lange Auffahrt hoch und runter zu joggen oder zu flanieren. Das ist schon mal ein Stück Freiheit, was ich nicht überall hätte. Und nach der Schule eine halbe Stunde in den Pool gehen zu können, um den Körper vor einer hitzebedingten irreversiblen Denaturierung zu bewahren ist auch Luxus.
Weitere Vorteile sehe ich darin, dass...
...ich auch mal länger wegfahren kann, ohne mich um jemanden zu kümmern, der mal nach dem Rechten schaut.
...kein Garten bis an die Tür = weniger Tiere vor und im Haus (bisher eine Cucaracha)
...kein eigener Garten = kein Gärtner
...hier seltener der Strom ausfällt (ca. 1mal pro Woche)
...hier Wassertanks stehen, so dass wir bisher immer Wasser hatten (es gibt Kollegen, die hatten drei Tage keins)
...das Internet hier einigermaßen zuverlässig ist (oft an Strom gekoppelt)
...kein eigenes Haus = keine Hauszugehörige Empleada, die mit mir wohnt und meine Sachen aus dem Kühlschrank ist.
...kein Wachmann, der meist besoffen ist und schläft, oder gar nicht kommt und im worst case vielleicht auch noch einen unschuldigen Passanten erschießt.

Folgende Nachteile habe ich:
- kein eigenes Obst aus dem Garten
- keine Grillparties mit Freunden

Nun könnte sich letzteres Problem bald lösen, da ich überlege, vom Appartment in ein Townhouse zu ziehen. Im Moment git es ein special offer - 600US$ möbliert bei 12 Monaten Laufzeit - also nur 100US$ mehr. Da ich mit Merle ohnehin etwas größeres brauch, könnte ich jetzt schon zuschlagen, auch wenn das etwas übertrieben viel für mich ist. Aber eben draußen sitzen, wenn auch nur auf 4x5m Betoninnenhof.
Jetzt wisst ihr also, was ich nach der Schule mache - Pool und dann wenn es geht, auch am Pool korrigieren, ab 18Uhr setzt die Dunkelheit ein - das ganze Jahr lang - und ich verschiebe die Arbeit nach drinnen. Um 22Uhr liege ich in der Regel im Bett, schlafe bis 5:30 und der nächste Tag geht los.
Freizeit bisher: besagter Strandurlaub, 3 mal Einkaufszentrum, 1 Stück Käsekuchen mit Karamellsauce, 1mal McDonalds (halber Preis), 1mal Pizza, 1mal Restaurant (mittags), ein Pokerabend (+100Cordobas =3 Euro), 5 mal großer Supermarkt, 2 mal kleiner Supermarkt (wenn man nicht fliegenübersäte Lebensmittel auf der Straße kauft, sondern im Supermarkt, sind sie übrigens teurer als in Deutschland!);
Mehr war noch nicht, aber die meisten machen hier auch nix, auch Schüler und Eltern nicht. Man ist eben einfach wohlhabend und genießt seinen Wohlstand indem man sich hinter Mauern versteckt und ein isoliertes Leben lebt. Wichtig: möglichst viele Angestellte, die einem die einfachsten Dinge abnehmen, ein möglichst hoher Zaun, tausende technischer Kleinstgeräte zur Unterhaltung, dickes Auto, Labtops, riesengroßer Flachbildschirm, neustes Handy, dickster Ipod der Welt. Herrlich - genau mein Ding! Ein wunderbares Leben in dem ich all meine Bedürfnisse befriedigen kann.
Und wenn ihr mir noch so oft schreibt, dass alle zu Hause mich bewundern und neidisch sind, dass ich mich das getraut hab und dass ich mich sicher bald eingelebt habe - diese Dinge werde ich trotzdem weiter kacke finden! Ich werde mich sicher nicht daran gewöhnen, ich hoffe es sogar, dass ich mich nicht dran gewöhne! Und ich sitz hier nun auch nicht und freu mich, dass mich jemand bewundert. Wer mich kennt weiß, dass mir das immer sehr egal war, was andere dachten (so lange es nicht unberechtigt etwas schlechtes über mich war) - so lange ich mich so entfalten konnte, wie ich wollte. Und das geht hier definitiv nicht. Im Moment bin ich daher ganz froh, dass ich sehr viel zu tun habe. Die Wochen verfligen nur so, wenn da nicht die Merlelose Zeit wäre, die macht die Tage schon lang. Nächste Mal stell ich euch dann die Schule vor - und ich versuch mal Fotos zu machen, versprochen.
Ich hoffe, ihr schreibt mir nun trotzdem weiterhin nette mails ;-)
Zum Schluss noch ein paar Bonbons der Lebensweise hier:
x morgens werden die meisten Kinder mit Geländewagen gebracht, d.h. großes Verkehrsaufkommen vor der Schule, das zum Glück von ca. 12 Menschen in gelben Warnwesten und mit Trillerpfeifen "geregelt" wird
x ausparken für Gehirnamputierte: auch an jedem Supermarkt stehen diese Pfeifenmänner und winken wie bekloppt, auch wenn man im Umreis von 15m das einzige Auto ist
x wir haben kein Müllproblem, wir verbrennen doch alles (auf der Straße, im Wald, ...)
x Schulbus hält, Kind steigt aus, Schulbus fährt an, Schulbus bremst, Kind steigt aus; gefahrene Strecke: 6,5-8m herrlich!!!
Mittwoch, 12. August 2009
Stadtflucht
" Stadtflucht ist die Bezeichnung für die AbwanderungSo ist es im Umweltlexikon-online definiert. Auch hier in Managua ist dieses Phänomen zu beobachten, vor allem in wohlhabenderen Kreisen, wenn auch nur an langen Wochenenden, um dem Smog und der Hitze der Hauptstadt zu entfliehen. Ein solches langes Wochenende stand vom 08.-10. August an, da am Montag Santo Domingo zelebriert wurde und somit schulfrei war.
der großstädtischen Bevölkerung in das Umland "
Ich hatte das Glück, dass mich ein paar Kollegen gefragt hatten, ob ich das Wochenende mit ihnen am Strand verbringen wolle. Und so machten wir uns am Freitag nachmittag auf Richtung San Juan del Sur, einem Hafenstädtchen ca. 140km südwestlich von Managua. Die Vorfreude, durch Dauerregen ohnehin etwas getrübt, war schon nach 10km verflogen. Wir fuhren bergauf in eine Kurve, als plötzlich die zwei vor uns fahrenden Wagen abbremsten. Dann sahen wir es, ein bergab fahrender Pick-Up war wohl ins Schleudern gekommen und hatte sich überschlagen. Zwar wird in diesem Land streng darauf geachtet, dass Fahrer und Beifahrer angeschnallt sind, auf der Ladefläche dürfen aber so viele Menschen transportiert werden, wie sich festhalten können. Bei Gelegenheit schicke ich mal ein Foto.
Uns bot sich also erstmal ein grausiges Bild, ich glaube sieben Kinder lagen über die Fahrbahn verstreut. Der Wagen war schnell wieder aufgerichtet, die Eltern befreit, dutzende Menschen rannten panisch umher, Kinder weinten und schrien, zitterten vor Schock - aber niemand schien ernsthaft verletzt. Nachdem die Polizei vort Ort war, setzten wir die Reise fort. Passend zur Stimmung fuhren wir in gut 1000m ü.NN durch dichtesten Nebel, bevor gegen 18 Uhr die Dunkelheit die Sicht auf die Landschaft nahm.
Nach unserer Ankunft an einem abgelegenen Strand stellten wir fest, dass in dem Hostel, wo ich und zwei andere (Marco aus Flensburg und Lars aus Berlin) nächtigen sollten, kein Platz mehr frei war. Somit durften wir an der Hütte der anderen in Hängematten unter einem Palmenblätterdach schlafen.
Das war schon ziemlich genial, in höchstens 40m Entfernung brandeten die Wellen des Pazifiks. Es roch sehr intensiv nach Ozean und über den Boden wuselten unzählige Einsiedlerkrebse und handtellergroße schwarz-rote Krabben. Der Strand lag in einer Bucht, so dass man sehr gut schwimmen konnte, ca. 15min entfernt soll der beste Surfstrand Nicaraguas, vielleicht sogar Mittelamerikas, liegen. Und gutes Omelett bekommt man dort! Von San Juan del Sur liegen diese abgeschiedenen, nur mit Jeep erreichbaren Strände, ca. 30min entfernt, daher war es schön leer. Wir hingen in einer Strandbar rum, schlürften günstige Smoothies, quatschten, badeten, ich holte mir nen Sonnenbrand - und das in der Regenzeit!
Einen Nachmittag waren wir dann auch in San Juan del Sur, sehr touristisch, aber im Vergleich zu Managua schon eher zum Wohlfühlen geeignet, weil 1) ein richtiger Ort und 2) viele Leute auch im Dunkeln über die Straßen liefen. Außerdem konnte man sehr gut essen.
Insgesamt waren es drei nette Tage, die mir gezeigt haben, dass dieses Land für Touristen einiges zu bieten hat. Sehr beruhigend zu wissen, dass wenn einen die Stadt ankotzt, man durchaus das Wochenende in einer tollen Umgebung verbringen kann - wie gesagt, absolut intensives Meer-Erleben für alle Sinne. Und zum Glück wurden wir nur von komischen Quallen "gestochen", nicht aber von einem Stachelrochen. Das ist nämlich einer Kollegin passiert.
Samstag, 1. August 2009
Das perfekte Leben!
Nun ja, ich würde mein Leben in Hannover schon als nahe an der Perfektion beschreiben:
Endlich einmal konnte ich in der Nähe von Merle wohnen, meine Mitbewohner waren nett, ich konnte von der Wohnung aus alles schnell erreichen - Ärzte, Geschäfte, Joggingstrecken, alles war in unmittelbarer Nähe. Dadurch blieb einfach sehr viel Zeit für andere Dinge.
Dazu ein halber Job, der Geld gebracht hat (Schule) und ein etwas mehr als halber Job, der einfach nur phantastisch war und unglaublich viel Spaß gemacht hat - der Zoo!
Außerdem hatte ich in Hannover mit den Zooleuten schnell neue gute Freunde gefunden.
Ich war glücklich, daher war es doch wohl offensichtlich, dass ich mich NICHT freute. 147 Tage ohne Merle - wie soll man sich auf so etwas freuen???
Ich habe das ganze mehr als eine Lebensaufgabe aufgefasst, als eine Veränderung, die man mitmachen muss, um hinterher gestärkt das weitere Leben leben zu können. Etwas, das man sich herbeisehnen würde, wenn man es nicht gemacht hätte. So hatten Merle und ich unsere Entscheidung auch begründet. Wir waren beide skeptisch, waren uns aber auch beide sicher, dass wir es später bereuen würden, wenn wir diese Möglichkeit nicht nutzen würden.
So ging es also mit viel Geheul am 19. Juli auf Richtung Managua. Zwei Stunden Verspätung schon beim Abflug, eine übereifrige Sicherheitsbeamtin, die mir nicht glauben wollte, dass man für Nicaragua kein Visum braucht, Business-Class mit all den Vorzügen, neun Stunden ruhiger Flug bis Atlanta, Staunen über die Siedlungen der USA aus der Luft betrachtet, Verwirrung am riesigen Flughafen in Atlanta, vier Stunden Warten, ein nicht sehr komfortabler Flug nach Managua (4 1/2h), komischerweise keine Probleme bei der Einreise, abgeholt vom Schulleiter, viel zu viele neue Eindrücke im dunklen Managua, untergebracht bei Kollegen. Zwei Bier, gut geschlafen.
Am nächsten Tag wurden mir direkt mehrere Häuser vorgeführt, das beste war leider über das Wochenende vermietet worden. Anschließend waren wir an einem Pazifik-Strand für wohlhabende Menschen. Ganz nett war es da. Lauter blau-rote-Krabben liefen am Boden lang und der schwarze Vulkanaschestrand brannte unter den Füßen. Dass wir auf dem Weg dorthin mehrmals wegen Kühlerproblemen halten mussten, ließ mich ganz kalt. Es war ein schöner Tag, der mit einer Partie Carcassonne endete.
Die nächsten 4 Tage war ich abwechselnd auf Wohnungssuche, redete mit Kollegen darüber und hospitierte in der Schule. Glücklicherweise konnte mich Bastian, mein Vorgänger, noch einarbeiten und übergab mir auch - ich glaube - ziemlich gute Materialien.
Am Freitag letzter Woche zog ich dann in mein eigenes Appartment, das ich einem Haus in Schulnähe vorzog. Warum, das schreib ich euch beim nächsten Mal...