Mittwoch, 12. August 2009

Stadtflucht

Ein ganz normaler Wochenendausflug?
" Stadtflucht ist die Bezeichnung für die Abwanderung
der großstädtischen Bevölkerung in das Umland "
So ist es im Umweltlexikon-online definiert. Auch hier in Managua ist dieses Phänomen zu beobachten, vor allem in wohlhabenderen Kreisen, wenn auch nur an langen Wochenenden, um dem Smog und der Hitze der Hauptstadt zu entfliehen. Ein solches langes Wochenende stand vom 08.-10. August an, da am Montag Santo Domingo zelebriert wurde und somit schulfrei war.
Ich hatte das Glück, dass mich ein paar Kollegen gefragt hatten, ob ich das Wochenende mit ihnen am Strand verbringen wolle. Und so machten wir uns am Freitag nachmittag auf Richtung San Juan del Sur, einem Hafenstädtchen ca. 140km südwestlich von Managua. Die Vorfreude, durch Dauerregen ohnehin etwas getrübt, war schon nach 10km verflogen. Wir fuhren bergauf in eine Kurve, als plötzlich die zwei vor uns fahrenden Wagen abbremsten. Dann sahen wir es, ein bergab fahrender Pick-Up war wohl ins Schleudern gekommen und hatte sich überschlagen. Zwar wird in diesem Land streng darauf geachtet, dass Fahrer und Beifahrer angeschnallt sind, auf der Ladefläche dürfen aber so viele Menschen transportiert werden, wie sich festhalten können. Bei Gelegenheit schicke ich mal ein Foto.
Uns bot sich also erstmal ein grausiges Bild, ich glaube sieben Kinder lagen über die Fahrbahn verstreut. Der Wagen war schnell wieder aufgerichtet, die Eltern befreit, dutzende Menschen rannten panisch umher, Kinder weinten und schrien, zitterten vor Schock - aber niemand schien ernsthaft verletzt. Nachdem die Polizei vort Ort war, setzten wir die Reise fort. Passend zur Stimmung fuhren wir in gut 1000m ü.NN durch dichtesten Nebel, bevor gegen 18 Uhr die Dunkelheit die Sicht auf die Landschaft nahm.
Nach unserer Ankunft an einem abgelegenen Strand stellten wir fest, dass in dem Hostel, wo ich und zwei andere (Marco aus Flensburg und Lars aus Berlin) nächtigen sollten, kein Platz mehr frei war. Somit durften wir an der Hütte der anderen in Hängematten unter einem Palmenblätterdach schlafen.
Das war schon ziemlich genial, in höchstens 40m Entfernung brandeten die Wellen des Pazifiks. Es roch sehr intensiv nach Ozean und über den Boden wuselten unzählige Einsiedlerkrebse und handtellergroße schwarz-rote Krabben. Der Strand lag in einer Bucht, so dass man sehr gut schwimmen konnte, ca. 15min entfernt soll der beste Surfstrand Nicaraguas, vielleicht sogar Mittelamerikas, liegen. Und gutes Omelett bekommt man dort! Von San Juan del Sur liegen diese abgeschiedenen, nur mit Jeep erreichbaren Strände, ca. 30min entfernt, daher war es schön leer. Wir hingen in einer Strandbar rum, schlürften günstige Smoothies, quatschten, badeten, ich holte mir nen Sonnenbrand - und das in der Regenzeit!
Einen Nachmittag waren wir dann auch in San Juan del Sur, sehr touristisch, aber im Vergleich zu Managua schon eher zum Wohlfühlen geeignet, weil 1) ein richtiger Ort und 2) viele Leute auch im Dunkeln über die Straßen liefen. Außerdem konnte man sehr gut essen.

Insgesamt waren es drei nette Tage, die mir gezeigt haben, dass dieses Land für Touristen einiges zu bieten hat. Sehr beruhigend zu wissen, dass wenn einen die Stadt ankotzt, man durchaus das Wochenende in einer tollen Umgebung verbringen kann - wie gesagt, absolut intensives Meer-Erleben für alle Sinne. Und zum Glück wurden wir nur von komischen Quallen "gestochen", nicht aber von einem Stachelrochen. Das ist nämlich einer Kollegin passiert.

2 Kommentare:

  1. Da wird man ja direkt ein bisschen neidisch bei diesem Strand-Erlebnis... Genieß deine Wochenenden und hoffentlich bald auch die paar Tage dazwischen :)

    Manga hälsningar och vi ses - irgendwann,
    Steffi dunkel

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  2. Uaahhh...wenn Riesenkrebse unter mir krabbeln wuerden, könnte ich glaub ich nur so mittelmässig gut schlafen...

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