Dienstag, 27. Oktober 2009

100 Tage Nicaragua


Hallihallo und herzlich willkommen!

Es gibt nichts Erwähnenswertes zu berichten. Am Samstag waren wir an der Laguna de Apollo, gute 60min von hier. Die sollte nach Aussagen von Kollegen einfach nur wunderbar sein. Vermutlich lag's daran, dass ich immer noch nicht kiffe und mein Alkoholkonsum eher abgenommen hat - ich jedenfalls war von der Lagune wenig begeistert. Der Tag war nett, die Luft war sauber und es war ruhig, aber die Lagune selber hatte deutlich weniger Charme als jeder deutsche Baggersee oder auch das Steinhuder Meer. Das Wasser war pisswarm, von Algen stark getrübt und mit Müll jeglicher Art durchsetzt. Einfach nur wunderbar...vielleicht relativ betrachtet ja doch?
Aber ich will nicht alles schlecht machen, ich habe ja auch einige tolle Sachen in meinen ersten 100 Tagen erlebt: Vulkan ganz nah, Fledermaushöhle, Schildkröteninvasion, Skorpion und Vogelspinne getötet (Notwehr), noch immer weder Malaria noch Dengue-Fieber (ist grad in der Schule ganz verbreitet) und auch keine Schweinegrippe, mehr Bohnen und Reis als in meinem bisherigen Leben, fast jeden Tag mindestens 1xPool, seit 4 Wochen mehrmals pro Woche Tennis, günstiges Essen in der Schule, täglich kostenloses "Osterfeuer" am Straßenrand, die theoretische Möglichkeit Chemikalien einzusetzen, die in Deutschland verboten sind, kontinuierliche Exposition chemischer Dämpfe mit (noch) unbekannter Wirkung, natürliche und kostenlose Sauna in meinem Haus, 100 Tage fast ohne selber zu waschen, Karibikerfahrung, Pazifikstrände, 13 Wochen Karneval im Klassenraum, wenige Momente auf einem Surfboard (liegend bis hockend), viele interessante Tiere und noch vieles mehr!

Heute abend werd ich mich mit einem Dosenbier auf den Balkon setzen und ein wenig resümieren - schade, dass es schon um 17:30 dunkel wird. Aber mittlerweile müssten wir damit länger Licht haben als ihr, oder?

Bis zum nächsten Mal - dann vielleicht mit Berichten über die Verabschiedung unseres Schulleiters und über meinen Kampf gegen die Chemikaliensammlung, der ich tagtäglich ausgesetzt bin. Vielleicht gibt es auch was Außerschulisches!
Karsten

Sonntag, 18. Oktober 2009

Endlich mal wieder - ab in den Zoo!


Ich heiße Sie herzlich willkommen im Zoo Managua!


Mit 15C$ (Cordobas), also ungefähr 50 Cent, war der Eintrittspreis recht erträglich, ich hatte mit mehr gerechnet, da ich mir nicht vorstellen kann, dass es in diesem Land staatliche Unterstützung für den Zoo gibt. Spenden konnte man auch nirgendwo. Die Tiere waren aber alle wohlgenährt und sahen auch eigentlich ganz gut aus. Traurig nur, dass es von vielen Tieren nur eins gibt, wie z.B. Pavian, Tiger oder dieser Schimpanse. Trotzdem muss ich sagen, dass ich es mir schlimmer vorgestellt hatte. Manche Gehege waren wirklich annähernd natürlich und ansatzweise bedarfsgerecht gestaltet. Ein paar Eindrücke möchte ich euch hier geben:


Dieser Leopard war die einzige Raubkatze, die überhaupt irgendein Verhalten zeigte. Baumstammkratzen und Urinieren - wollte wohl seine Partnerin beeindrucken. Das Gehege immerhin nach oben erweitert - trotzdem nix wirklich Dolles!


Löwen gab es vier, ein Paar und zwei Löwinnen. Beide Käfige waren ca. 5x5m groß, ein Baumstamm lag drin und eine Kuhle war in den Betonboden eingelassen. Gitterstäbe so weit auseinander, dass ich problemlos meine Hand mit Kamera durchstecken konnte. Daumen runter!


Auf der Tapiranlage lebten drei Tiere, inmitten von Bäumen, Sträuchern und Wasserstellen. Daumen hoch!


Ich glaub, das sollen Pumas sein. Das Gehege - Psychatriegeeignet, da absolut Impulsfrei. Daumen ab!


Hier war ich mir jetzt nicht sicher, ob Krokodile und Schildkröten wirklich friedlich miteinander im Becken leben, oder ob bewusst so viele Schildkröten im Wasser sind, damit nicht auffällt, wenn mal welche im Krokodilmaul verschwinden.


Seltsam - ein kleines Stück Hannover. Viel Bambus, damit der Besucher immer vom Grün umgeben ist, auch im Winter...


Wieso kann der Zoo Mülltrennung praktizieren, die Deutsche Schule aber nicht? Das macht mich ärgerlich!


In diesen "Volieren" wurden diverse Vögel gehalten - Papageien, Geier, Eulen.


Anders als in Hannover, aber auch süß! Einer von drei Nicaragua-Nasenbären.


Sicherheit? - Klaro, schließlich liegt doch die Dachpappe auf dem Terrarium mit der Schlange! Sicher nicht die einzige Möglichkeit, hier zu sterben.

Nach einer knappen Stunde war unser Zoobesuch auch wieder vorbei. Man schaut halt nicht so lang, wenn die Tiere nur rumliegen. Fazit: Besser als erwartet, trotzdem traurig. Bleibt die Frage nach dem pädagogischen Wert - besser als nichts? Kinder haben in dieser Stadt nicht besonders viele andere Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung, bevor sie das Paintball-Alter erreichen. Berücksichtigt man dann noch, wie deutsche Zoos vor wenigen Jahren noch aussahen, dann sollte man dem Zoo Managua seine Daseinsberechtigung auch nicht absprechen. Wie gesagt - schade, dass man nirgendwo spenden konnte.

Samstag, 17. Oktober 2009

Mein Haus, mein Auto, mein ...

Ich geb zu, der heutige Eintrag ist nicht besonders aktuell, denn ich will euch meine Errungenschaften der letzten Wochen vorstellen:

Mein Haus…

Am Tag vor den Herbstferien bin ich aus meinem Appartement in ein so genanntes „Town House“ hier im Condomino gewechselt. Für nur 100US$ mehr hab ich jetzt zwei Ebenen, insgesamt drei Schlafräume mit Bad, einen kleinen Computertisch, eine größere Küchenzeile, zwei winzige Innenhöfe und einen eigenen Balkon. Dazu sind nun einige Fenster von der Lage her so, dass ich sie ohne Bedenken tagsüber auflassen kann. Kein Regen kommt rein, kein Mensch kommt rein. Nachts kann ich mit offenem Fenster schlafen, weil keine Klimaanlage der Nachbarn brummt. Wirklich ausgezeichnet, das spart viel Schweiß! Insgesamt ist das Wohnen schon sehr viel erträglicher geworden. Zugegebenermaßen: Die Haushälfte ist deutlich maroder als das Appartement es war – es riecht auch ziemlich muffig, Feuchtigkeit eben. Auch musste ich alle Türen unten mit Pappe abdichten, damit nicht jedes Tier den Weg ins Haus findet.



Mein Auto…

Vor schon fast vier Wochen habe ich mein Auto gekauft, einen Daihatsu „Rocky“, Allrad, Diesel, Baujahr 1998, 156.600km gelaufen. Vorbesitzer waren eine Schweizerin und eine Deutsche, die das Auto sehr pflegsam behandelt haben und regelmäßig Inspektionen durchführen ließen. Ölwechsel alle 5.000km. Daher ist das Auto wirklich in einem guten Zustand und ich bin sehr zufrieden damit, auch wenn mir ein Fahrrad lieber gewesen wäre.



Mein Leben…

Nun können aber Haus, Auto, Swimming-Pool und Tennisplatz nicht über die vielen Entbehrungen eines Lebens in diesem Land hinwegtrösten. Auch können sie die hier auftretenden Belastungen nicht kompensieren. Nicht annähernd. Zumindest nicht für mich. Aus diesem Grund habe ich gekündigt und werde nach Ablauf dieses Schuljahres nicht mehr nach Managua zurückkehren. Im Dezember können wir also meine Rückkehr feiern. „Lucky Loser“ – für mich hat dieser Ausdruck nun eine ganz besondere Bedeutung. Was denkt ihr, lucky oder loser? Stimmt ab, auf der rechten Seite!

Sonntag, 11. Oktober 2009

Vor einer Woche...



...hatte ich den Kopf voller anderer Dinge, daher war mein Costa Rica-Bericht etwas kurz ausgefallen. Die Woche war erlebnismäßig unspektakulär, abgesehen davon, dass einer unser Schüler einen Ziegelstein an den Kopf bekommen hatte. Sein Vater hatte in der Dunkelheit an einer roten Ampel auf dem Weg in die Stadt gehalten. Macht man ja auch nicht, das wurde mir ja sogar gesagt, dass dann Steine fliegen und man ausgeraubt wird. Ich hoffe nur, mir passiert das nie!!
Heute liegt ein interessanter Sonntag hinter mir: Ab halb sieben hab ich etwas für die Schule gemacht, bis ich um halb neun von meiner Kollegin gebeten wurde, sie ins Krankenhaus zu fahren. Ein Riesenabenteuer aufgrund der spärlichen Beschilderung bzw. der Flut überflüssiger Reklametafeln. So brauchten wir 90 minuten, bis wir da waren, insgesamt waren wir fast 4 Stunden unterwegs. Immerhin, eine gute Tat vollbracht bzw. etwas Sinnvolles geschafft.
Anschließend gab es Telefongespräche mit Deutschland und Merle in Schweden, dann eine kurze Abkühlung im Pool und nun sitz ich hier. Sollte mein Kollege, der auch hier in der Anlage wohnt, gleich fit sein, werden wir noch eine Stunde Tennis spielen, und dann geht es wieder an den Schreibtisch. Gute Gelegenheit also, kurz die versäumten Tatsachen zu Costa Rica nachzureichen bzw. ein paar Bilder zu ergänzen:

Ein Risenheckmeck mit Papierkrieg, Schlange stehen, Pseudo-Gepäckkontrollen und penibler Buskontrolle erwartete uns jeweils bei der Grenzpassage. Wie gesagt, das kann man nicht beschreiben, seid einfach dankbar, dass ihr EU-Bürger seid!!!
Ab und zu müssen die Grenzer dennoch Erfolg haben, denn es standen viele konfiszierte Autos und LKW an der Grenze, die Drogenhändlern abgenommen wurden. Mehrfach sind hier Personen aufgeflogen, die mehrere Millionen US$ dabei hatten, wofür ist klar. Der Spitzenreiter hatte 9 Mio Dollar dabei, um in Panama einzukaufen. Von der anderen Seite wurden Fahrzeuge sichergestellt, die mehrere hundert Kilogramm Kokain geschmuggelt hatten. Ja, hier geht es echt ab.



Unser einziger Ausflug führte uns zu einer Aufzuchtstation, wo verletzte Dschungeltierkinder aufgezogen werden. Ganz nett anzuschauen, aber das Konzept schien mir unter zoologischen Gesichtspunkten nicht ganz schlüssig zu sein.



Auf der Fahrt nach Puerto Viejo lernte ich, wo die Bananen herkommen, die in Deutschland konsumiert werden. Bestimmt eine Stunde lang lagen links und rechts der Straße nur Bananenplantagen, Verladestationen der Marke "Dole" und riesige Logistikzentren auf denen zigtausende Container (u.a. mit "Hamburg Süd" gekennzeichnet) auf die Beladung warteten. Wenn ihr also die nächste Dole-Banane esst, denkt daran, wie viele Hektar Regenwald dafür sterben mussten!

Einen dieser riesigen Bäume des Dschungels mit wunderbaren Brettwurzeln haben wir mal fotografiert. Leider kommt seine Größe nicht ganz raus, weil er auf einem Privatgrundstück steht und wir uns daher nicht daneben stellen konnten.



Das war es für diese Woche - kurz, langweilig, aber dafür nach nur sieben Tagen!
Und in der nächsten Woche wird es dafür um so spannendere Dinge zu berichten geben, das verspreche ich euch schon jetzt!

Samstag, 3. Oktober 2009

Ferienfieber

Endlich waren die Herbstferien da, viel hatten wir uns vorgenommen. Schnorcheln, Dschungeltouren, Ausritte am Strand, Studentenkneipen in der Stadt. Stattdessen war es mehr ein Hängemattenurlaub mit wenig Bewegung. Zwar waren wir auch in einer Wildtieraufzuchtstation, wo wir kleine Faultiere, Affen, einen Tucan und unzählige Giftschlangen sahen, aber mein persönliches Highlight war etwas anderes:
Wo spielt Jurassic Parc? Isla Sorba - richtig! Liegt in? Genau - Costa Rica. Daher gab es auch nach dem einfach so unglaublichen Grenztheater (Dauer fast 2 Stunden - daher KEINE Beschreibung) auf der Hinfahrt den zweiten Teil im Bus zu sehen. Als wir am Tag drauf von San José nach Puerto Viejo weiterfuhren, schloss sich der Dschungel so um die Straßen, dass man dachte, gleich stehen sie vor dir - die Dinosaurier! Mannsgroße Blätter, senkrechte Felshänge neben der Fahrbahn, daran Autogroße Farne - absoluter Wahnsinn! Doch erst am nächsten Tag sah ich ihn, meinen ersten "Dinosaurier". Nur eine Sekunde, aber trotzdem - beeindruckend!!! Was genau es für eine Echse es war, ich weiß es nicht, wohl aber, dass sie so aussah, wie diese fiesen, ganz kleinen Saurier in den Filmen. So lief sie, 30cm hoch, auf zwei Beinen, mit angelegten Vorderpfoten, aufrecht vor uns über die Straße. Grün war sie, mit einem ungezackten Kamm auf dem Kopf. Unglaublich. Costa Rica.
Die Karibik selbst hat mich nicht sehr beeindruckt. Ehrlich gesagt, dieses karibische Aussteigerleben, immer tranquillo (=ruhig), ging mir ziemlich auf die Nerven. Aber die Umgebung regte doch sehr zum Nachdenken an. Und hauptsächlich drehten sich meine Gedanken um eine Weisheit, die mir Diane Franzgrote einmal auf einer Postkarte geschickt hat; darauf heißt es:

Drei Dinge wünsch ich dir: Die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die sich nicht ändern lassen, den Mut, die Dinge zu ändern, die du ändern kannst und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

Mehr beim nächsten Mal...